Eröffnungsansprache des Vorsitzenden,
Meine sehr verehrten Herren !
Ich eröffne die vierte ordentliche Sitzung des Kreistags
des Kreises Biberach und begrüsse die Herren Abgeordneten des
Kreises, die Sie heute zu der 2.Sitzung in diesem Jahr erschienen
sind, auf das herzlichste.
Äusser den ordentlichen Mitgliedern des Kreistags habe ich
zur heutigen Sitzung gemäß den Bestimmungen der Kreisordnung noch
eingeladen den Herrn Bürgermeister Hagel, in seiner Eigenschaft
als Stadtvorstand der zweitgrössten Stadt des Kreises zur bera
tenden Mitwirkung. Ausserdem habe ich als Gäste eingeladen und
gebeten, an unseren Beratungen teilzunehmen, den Vorsitzenden des
Kreisbauernverbandes, Herrn Kreisobmann Dobler, und den Vorsitzen
den der Gewerkschaften des Kreises, Herrn Mönch. Auch diese Her
ren seien uns, wie auch die anwesenden Vertreter der Presse, die
es übernehmen, unserer Bevölkerung einen gedrängten Bericht über
die heutige Sitzung zu geben, hiermit auf das herzlichste in
unserer Mitte begrüsst.
Mein besonderer Gruß gilt dem Vertreter der Alliierten
Hohen Kommission in unserem Kreis, dem Herrn stellv. Gouverneur
Schäffer, der infolge der Abwesenheit des Herrn Kreisdelegierten
Chulliat gegenwärtig dieses Amt führt und es, wie dieser, mit
weiser Zurückhaltung und mildem Verständnis verwaltet, sodass
wir in ihm mehr den Vertreter einer europäischen Schutzmacht als
der Besatzungsmacht erblicken können. Ich danke Ihnen für das
bekundete Interesse an unserer Arbeit.
Meine Herren Abgeordneten!
Als wir im Februar dieses Jahres das letzte Mal versammelt
waren, konnte ich in einem Überblick über die Fragen, die für die
Entwicklung unseres Kreises in seiner Gesamtheit von Bedeutung
waren, mit einem zwar leisen, aber berechtigten Optimismus fest
stellen, daß wir nach einem beispiellosen Zusammebruch das
Schwerste überwunden hätten. Im Innern begann die einheitliche
Zusammenarbeit der 3 Besatzungszonen in der jungen Bundesrepublik
sowie die Hilfe des Marshallplanes sich auszuwirken und es trat
eine wirtschaftliche Konjuktur in Erscheinung, welche die Guter-
produktion wesentlich steigerte, den Export hob, die Zahl der
Arbeitslosen wesentlich senkte und die Aussicht erweckte, daß
auch die öffentlichen Kassen einen Teil des gesteigerten Volks
einkommens auf der Einnahmeseite buchen könnten. In außerpoli
tischer Hinsicht schien es, als ob der frische Wind, der durch
die junge Europabewegung, der sich auch die Bundesrepublik an
schloss, angeblasen wurde, den Zusammenschluß der Europa-Staaten
bringen und die drohenden 'Wolken aus dem Osten verscheuchen
könnte.
Leider ist diese hoffnungsvolle Entwicklung im Juni dieses
Jahres mit dem Tage aufs Schwerste erschüttert worden, als in
Korea der Krieg losbrach. So sehen wir heute im letzten Monat
dieses verheißungsvoll begonnenen Jahres, wie die am politischen
Horizont entdeckten Silberstreifen von neuem und mehr als je
zuvor von schwarzen Wolken verdüstert werden. Zwar haben wir im
Augenblick noch nicht über ein nennenswertes Nachlassen der Pro
duktion zu klagen. Das Volkseinkommen, das sich seit der Währungs-