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nährung Musterhaftes. Es gibt in unserem Land keinen Kreis, wo
Getreidebau und Tierzucht mit solchem Eifer und Erfolg betrieben
werden. Wir verkennen aber auch die Sorgen des Bauernstandes
nicht: Die stets steigenden Löhne und Sozialabgaben, die ebenfalls
immer weiter in die Höhe kletternden Preise für Maschinen and Ge
räte aller Art, vor allem aber die steuerliche Belastang, die den
vor 100 Jahren abgeschafften "Zehnten" weit übersteigt. Als^ be
sonders drückend wird die Soforthilfeabgabe empfunden, die hof
fentlich in Bälde durch einen gerechteren Lastenausgleich abge
löst werden wird.
Erfreulich ist, dass die industriellen Betriebe in unserem
Kreis in diesem Jahr fast ausnahmslos voll arbeiten können und
eine solide, gesunde Entwicklung nehmen. Eine größere,Anzahl^
von Werken kann sogar bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit be
schäftigen und arbeitet im Schichtwechsel. Auch Betriebsneugrän-
dungen erfolgten verheissungsvoll während dieses Jahres in.einer
ganzen Anzahl, darunter auch Flüchtlingsbetriebe. Leider gibt
die unzureichende Kohlenversorgung der Betriebe für die nächsten
Monate Anlass zur ernsten Besorgnis. Mehrere Betriebe kündigen
für die nächste Zeit Kurzarbeit, Entlassungen, oder gar vorüber
gehende Stillegung an, wenn sich die Kohlenversorgung nicht er
heblich bessern sollte. Die Auswirkungen der Kohlenknappheit wer
den besonders in der Bauwirtschaft zu spüren sein, weil von dem
Kohlenmangel an erster Stelle die Baustoffindustrie betroffen
wird.
Die Arbeiterschaft hat zwar grösstenteils ihre Lohnverhalt- ■
nisse verbessern können; die Hochflut der Preissteigerung hat
aber die Lohnerhöhungen rasch eingeholt oder überholt. Die seit
dem Monat November eingetretene rückläufige Bewegung auf dem Ar
beitsmarkt hat dazu geführt, daß wir nunmehr mit dem Stand vom
1.Dezember 1950 im Kreis Biberach insgesamt 1025 Arbeitslose ha
ben, was etwa 5 % aller Beschäftigten ausmacht. Zum gleichen Zeit
punkt im letzten Jahr haben wir 1257 Arbeitslose bei 6 B aller
Beschäftigten gehabt. Von dieser Gesamtzahl der Arbeitslosen sind
Ende November 1950 allein 577 Personen Hauptunterstützungs
empfänger, worunter allein 291 Heimatvertriebene sich befinden,
Wenn auch ein großer Teil der Arbeitslosen den Berufsgruppen mit
witterungsabhängiger Beschäftigung angehört, so ist die genannte
Zahl doch sehr besorgniserregend und bedeutet eine starke Be
lastung für unseren Kreis. Es müssen daher Behörden und Wirtschaft
alles aufbieten, um das Los der von der Arbeitslosigkeit Betrof
fenen in diesem Winter zu mildern. Das Arbeitsamt lässt sich dies!
Sorge ganz besonders angelegen sein. Es wird versucht, die Arbeit!
losigkeit durch folgende Maßnahmen zu reduzieren:
1) Noch mehr bevorzugte Gewährung von staatsverbürgten Krediten
zwecks Erweiterung der vorhandenen Produktionskapazität und
der Ansiedlung neuer Industriebetriebe.
2) Besondere Berücksichtigung bei der öffentlichen Auftragsver
gebung von Schulen, Straßenbau, Wasserversorgungsanlagen.
5) Umsetzung von beschädigten Arbeitskräften durch bevorzugte
Vermittlung in andere industriereiche Bezirke, wobei am neuen
Beschäftigungsart die Wohnungs- und Zuzugsbeschränkungen ent
fallen müssen. Grundsätzlich muss die Schaffung von Dauerar
beitsplätzen angestrebt werden.
Zu diesem Zweck gelang es, die Sesshaftmachung mehrerer neue:
Betriebe in den letzten Monaten in unserem Kreis zu erreichen.