Full text: Niederschrift über die 1. bis 7. Sitzung vom 12. Februar 1949 bis 5. Dezember 1951

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nährung Musterhaftes. Es gibt in unserem Land keinen Kreis, wo 
Getreidebau und Tierzucht mit solchem Eifer und Erfolg betrieben 
werden. Wir verkennen aber auch die Sorgen des Bauernstandes 
nicht: Die stets steigenden Löhne und Sozialabgaben, die ebenfalls 
immer weiter in die Höhe kletternden Preise für Maschinen and Ge 
räte aller Art, vor allem aber die steuerliche Belastang, die den 
vor 100 Jahren abgeschafften "Zehnten" weit übersteigt. Als^ be 
sonders drückend wird die Soforthilfeabgabe empfunden, die hof 
fentlich in Bälde durch einen gerechteren Lastenausgleich abge 
löst werden wird. 
Erfreulich ist, dass die industriellen Betriebe in unserem 
Kreis in diesem Jahr fast ausnahmslos voll arbeiten können und 
eine solide, gesunde Entwicklung nehmen. Eine größere,Anzahl^ 
von Werken kann sogar bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit be 
schäftigen und arbeitet im Schichtwechsel. Auch Betriebsneugrän- 
dungen erfolgten verheissungsvoll während dieses Jahres in.einer 
ganzen Anzahl, darunter auch Flüchtlingsbetriebe. Leider gibt 
die unzureichende Kohlenversorgung der Betriebe für die nächsten 
Monate Anlass zur ernsten Besorgnis. Mehrere Betriebe kündigen 
für die nächste Zeit Kurzarbeit, Entlassungen, oder gar vorüber 
gehende Stillegung an, wenn sich die Kohlenversorgung nicht er 
heblich bessern sollte. Die Auswirkungen der Kohlenknappheit wer 
den besonders in der Bauwirtschaft zu spüren sein, weil von dem 
Kohlenmangel an erster Stelle die Baustoffindustrie betroffen 
wird. 
Die Arbeiterschaft hat zwar grösstenteils ihre Lohnverhalt- ■ 
nisse verbessern können; die Hochflut der Preissteigerung hat 
aber die Lohnerhöhungen rasch eingeholt oder überholt. Die seit 
dem Monat November eingetretene rückläufige Bewegung auf dem Ar 
beitsmarkt hat dazu geführt, daß wir nunmehr mit dem Stand vom 
1.Dezember 1950 im Kreis Biberach insgesamt 1025 Arbeitslose ha 
ben, was etwa 5 % aller Beschäftigten ausmacht. Zum gleichen Zeit 
punkt im letzten Jahr haben wir 1257 Arbeitslose bei 6 B aller 
Beschäftigten gehabt. Von dieser Gesamtzahl der Arbeitslosen sind 
Ende November 1950 allein 577 Personen Hauptunterstützungs 
empfänger, worunter allein 291 Heimatvertriebene sich befinden, 
Wenn auch ein großer Teil der Arbeitslosen den Berufsgruppen mit 
witterungsabhängiger Beschäftigung angehört, so ist die genannte 
Zahl doch sehr besorgniserregend und bedeutet eine starke Be 
lastung für unseren Kreis. Es müssen daher Behörden und Wirtschaft 
alles aufbieten, um das Los der von der Arbeitslosigkeit Betrof 
fenen in diesem Winter zu mildern. Das Arbeitsamt lässt sich dies! 
Sorge ganz besonders angelegen sein. Es wird versucht, die Arbeit! 
losigkeit durch folgende Maßnahmen zu reduzieren: 
1) Noch mehr bevorzugte Gewährung von staatsverbürgten Krediten 
zwecks Erweiterung der vorhandenen Produktionskapazität und 
der Ansiedlung neuer Industriebetriebe. 
2) Besondere Berücksichtigung bei der öffentlichen Auftragsver 
gebung von Schulen, Straßenbau, Wasserversorgungsanlagen. 
5) Umsetzung von beschädigten Arbeitskräften durch bevorzugte 
Vermittlung in andere industriereiche Bezirke, wobei am neuen 
Beschäftigungsart die Wohnungs- und Zuzugsbeschränkungen ent 
fallen müssen. Grundsätzlich muss die Schaffung von Dauerar 
beitsplätzen angestrebt werden. 
Zu diesem Zweck gelang es, die Sesshaftmachung mehrerer neue: 
Betriebe in den letzten Monaten in unserem Kreis zu erreichen.
	        
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