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Zwei große Betriebe in Burgrieden und Schussenried werden dem
nächst mit ihrer Produktion beginnen können. Daneben werden auch
Notstandsarbeiten zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit einsetzen
müssen. Zurzeit werden im Kreis Biberach 7 Notstandsarbeiten durch
geführt und zwar in Winterstettenstadt, Haslach, Ochsenhausen,
Burgrieden, Reute, Schussenried und Mittelbiberach. Für alle Ge
meinden und Städte des Kreises erwächst die Verpflichtung, wo ir
gend wichtige öffentliche Arbeiten, die von ihnen als Träger der
Notstandsarbeit in Angriff genommen werden können, sich durchführen
lassen, davon Gebrauch zu machen. Es liegt im Interesse aller, daß
anstelle der Verausgabung der Mittel für Arbeitslosenunterstützung
und Arbeitslosenfürsorgeunterstützung Werte geschaffen werden, die
dem Gemeinwesen zu Gute kommen. Ausserdem wird durch solche Maßnah
men auch die Schwarzarbeit am wirksamsten bekämpft.
Die Umsiedlung und die Eingliederung der Heimatvertriebenen
ist angesichts des noch nicht abebbenden Zustromes von Ausgewiesenen
und Grenzgängern auch weiterhin ein ernstes Problem für die Kreis
verwaltung und die Bevölkerung. Bis zum l.Okt. ds.Js. hatte der
Kreis■Biberach nicht weniger als insgesamt 9 149 Ausgewiesene auf
genommen und somit einen Anteil von 10,2 A der Gesamtbevölkerung
des Kreises erreicht. Im laufenden Jahr fanden bis zum 1.Dezember
1950 allein 2 206 Heimatvertriebene und illegale Grenzgänger bei
uns Unterkunft. Die diesjährige Aktion ist nunmehr abgeschlossen.
Sie soll im kommenden Frühjahr wieder aufgenommen werden. Im Kreis
durchgangslager Gaisental befinden sich z.Zt. noch 160 Ausgewiesene
(56 Familien), deren Unterbringung in die Gemeinden bis jetzt noch
auf Schwierigkeiten stiess. Aber auch für diese muß Wohnraum so
rasch wie möglich ermittelt werden, da die Lager aus menschlichen
Gründen nicht Wohnungslager, sondern Durchgangslager sind und die
Regierung auf baldige Räumung drängt. Die Behörden sind bei der
Unterbringung der Flüchtlinge auf die weitgehendste Unterstützung
der Bevölkerung angewiesen. Ich nehme heute Anlass, zur Ehre unse
res Kreises'besonders hervorzuheben, dass Dank des Verständnisses
unserer Bevölkerung schwerere Zwistigkeiten oder Zwischenfälle,
von denen man anderorts soviel hört, bei uns unbekannt sind. Die
Bevölkerung bringt in ihrer überwiegenden Mehrheit den Nöten der
Zeit und dem harten Los der Arbeitvertriebenen Verständnis und Mit
gefühl entgegen, sodass bisher ein erträgliches Auskommen zwischen
Alt- und Neubürgern ermöglicht wurde. Andererseits haben auch die
Neubürger durch ihre verantwortlichen KreisVertrauensleute bisher
den schönen Beweis erbracht, dass sie nutzbringende und aufbauende
Arbeit zu leisten gewillt sind.
Mit der Flüchtlingsfrage hängt eng zusammen das Wohnungs
problem im Kreis. Die in den meisten Gemeinden durchgeführte Über
prüfung des Wohnraums, die wir in den letzten paar Monaten durch
eine überörtliche Kommission vornehmen liessen, hat uns den Nachweis
erbracht, dass nunmehr auch auf dem Land erfassbarer oder unterbe
legter Wohnraum so gut wie nicht mehr vorhanden ist. Wir sind also
damit in den meisten Gemeinden an der Grenze der Aufnahmefähigkeit
angelangt. Ich habe daher auch dem Ministerium gegenüber mit Nach
druck geltend gemacht, daß wir vom kommenden Frühjahr ab im Kreis
Biberach die weitere Aufnahme von Ausgewiesenen von der Zuweisung
der zum Wohnungsbau erforderlichen Geldmittel abhängig machen müs
sen. Die dem Kreis Biberach im Jahre 1950 für diesen Zweck zuge
flossenen Mittel haben bei weitem nicht ausgereicht, um den bedarf
für die neu hinzugekommenen Heimatvertriebenen zu decken. Außerdem
erfolgte die Zuteilung der Mittel zu spät. Immerhin war es möglich,