Full text: Niederschrift über die 1. bis 7. Sitzung vom 12. Februar 1949 bis 5. Dezember 1951

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Zwei große Betriebe in Burgrieden und Schussenried werden dem 
nächst mit ihrer Produktion beginnen können. Daneben werden auch 
Notstandsarbeiten zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit einsetzen 
müssen. Zurzeit werden im Kreis Biberach 7 Notstandsarbeiten durch 
geführt und zwar in Winterstettenstadt, Haslach, Ochsenhausen, 
Burgrieden, Reute, Schussenried und Mittelbiberach. Für alle Ge 
meinden und Städte des Kreises erwächst die Verpflichtung, wo ir 
gend wichtige öffentliche Arbeiten, die von ihnen als Träger der 
Notstandsarbeit in Angriff genommen werden können, sich durchführen 
lassen, davon Gebrauch zu machen. Es liegt im Interesse aller, daß 
anstelle der Verausgabung der Mittel für Arbeitslosenunterstützung 
und Arbeitslosenfürsorgeunterstützung Werte geschaffen werden, die 
dem Gemeinwesen zu Gute kommen. Ausserdem wird durch solche Maßnah 
men auch die Schwarzarbeit am wirksamsten bekämpft. 
Die Umsiedlung und die Eingliederung der Heimatvertriebenen 
ist angesichts des noch nicht abebbenden Zustromes von Ausgewiesenen 
und Grenzgängern auch weiterhin ein ernstes Problem für die Kreis 
verwaltung und die Bevölkerung. Bis zum l.Okt. ds.Js. hatte der 
Kreis■Biberach nicht weniger als insgesamt 9 149 Ausgewiesene auf 
genommen und somit einen Anteil von 10,2 A der Gesamtbevölkerung 
des Kreises erreicht. Im laufenden Jahr fanden bis zum 1.Dezember 
1950 allein 2 206 Heimatvertriebene und illegale Grenzgänger bei 
uns Unterkunft. Die diesjährige Aktion ist nunmehr abgeschlossen. 
Sie soll im kommenden Frühjahr wieder aufgenommen werden. Im Kreis 
durchgangslager Gaisental befinden sich z.Zt. noch 160 Ausgewiesene 
(56 Familien), deren Unterbringung in die Gemeinden bis jetzt noch 
auf Schwierigkeiten stiess. Aber auch für diese muß Wohnraum so 
rasch wie möglich ermittelt werden, da die Lager aus menschlichen 
Gründen nicht Wohnungslager, sondern Durchgangslager sind und die 
Regierung auf baldige Räumung drängt. Die Behörden sind bei der 
Unterbringung der Flüchtlinge auf die weitgehendste Unterstützung 
der Bevölkerung angewiesen. Ich nehme heute Anlass, zur Ehre unse 
res Kreises'besonders hervorzuheben, dass Dank des Verständnisses 
unserer Bevölkerung schwerere Zwistigkeiten oder Zwischenfälle, 
von denen man anderorts soviel hört, bei uns unbekannt sind. Die 
Bevölkerung bringt in ihrer überwiegenden Mehrheit den Nöten der 
Zeit und dem harten Los der Arbeitvertriebenen Verständnis und Mit 
gefühl entgegen, sodass bisher ein erträgliches Auskommen zwischen 
Alt- und Neubürgern ermöglicht wurde. Andererseits haben auch die 
Neubürger durch ihre verantwortlichen KreisVertrauensleute bisher 
den schönen Beweis erbracht, dass sie nutzbringende und aufbauende 
Arbeit zu leisten gewillt sind. 
Mit der Flüchtlingsfrage hängt eng zusammen das Wohnungs 
problem im Kreis. Die in den meisten Gemeinden durchgeführte Über 
prüfung des Wohnraums, die wir in den letzten paar Monaten durch 
eine überörtliche Kommission vornehmen liessen, hat uns den Nachweis 
erbracht, dass nunmehr auch auf dem Land erfassbarer oder unterbe 
legter Wohnraum so gut wie nicht mehr vorhanden ist. Wir sind also 
damit in den meisten Gemeinden an der Grenze der Aufnahmefähigkeit 
angelangt. Ich habe daher auch dem Ministerium gegenüber mit Nach 
druck geltend gemacht, daß wir vom kommenden Frühjahr ab im Kreis 
Biberach die weitere Aufnahme von Ausgewiesenen von der Zuweisung 
der zum Wohnungsbau erforderlichen Geldmittel abhängig machen müs 
sen. Die dem Kreis Biberach im Jahre 1950 für diesen Zweck zuge 
flossenen Mittel haben bei weitem nicht ausgereicht, um den bedarf 
für die neu hinzugekommenen Heimatvertriebenen zu decken. Außerdem 
erfolgte die Zuteilung der Mittel zu spät. Immerhin war es möglich,
	        
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