Full text: Niederschrift über die 1. bis 7. Sitzung vom 12. Februar 1949 bis 5. Dezember 1951

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Eröffnunggansprache 
des Vorsitzenden, Land.rat Heckaianii 
Der Vorsitzende begrüßt die Mitglieder des neugewählten 
Kreistags und beglückwünscht sie zu dem ehrenden Vertrauen, das 
ihnen von der Kreisbevölkerung durch die Wahl bekundet worden sei. 
Aus diesem Vertrauen dürften die Mitglieder den Mut und die Kraft 
schöpfen zu der verantwortungsreichen Arbeit, die den Kreistag 
in den nächsten 3 Jahren erwarte. 
In seinen weiteren Ausführungen stellt der Vorsitzende 
fest, daß man nach bald 4 Jahren noch immer am Anfang der Liqui 
dation des Krieges stehe; es sei zu erwarten, daß die eigentlichen 
Schwierigkeiten erst jetzt in Erscheinung treten werden. Trotz 
dem dürfe gesagt werden, daß sich die Ernährungsläge nicht unwe 
sentlich gebessert habe und daß auch die Entnahmen der Besatzungs 
macht aus den einheimischen Erzeugnissen eine beträchtliche Min 
derung erfahren habe. Der Vorsitzende streift die Auswirkungen 
der Währungsreform sowie die Exportverhältnisse und gibt einen ge 
drängten Überblick über die außen-und innenpolitische Lage, wobei 
er besonders das in Vorbereitung befindliche Staatsgrundgesetz 
und das Besatzungsstatut erwähnt. Ausführlich befaßt sich Landrat 
Heckmann mit dem Ausgewiesenenproblem, das hauptsächlich ein Woh- 
nungs-und Arbeitsbeschaffungsproblem sein werde, und teilt mit,daß 
nach den bisherigen Informationen dem Kreis Biberach zu den bereits 
vorhandenen 5000 Ausgewiesenen noch weitere 14000 Ausgewiesene aus 
anderen Zonen zugeteilt werden sollen. Der zum Aufbau eines geord 
neten Staatswesens unumgängliche Lastenausgleich stelle die größte 
soziale Zwangsmaßnahme und die härteste Besitzsteuer dar, die je 
erhoben wurde. Erfreulich sei, daß der größte Teil der Bauern 
ihrer Ablieferungspflicht verantwortungsbewußt nachgekommen seien. 
So seien von rund 9000 Tonnen Aufbringungssoll an Brotgetreide be 
reits 78 abgeliefert worden. Auch die Milchablieferung sei in 
letzter Zeit gut gewesen. - Als Aktivposten in der gegenwärtigen 
Entwicklung dürften die jüngsten Kommunalwahlen gebucht werden,die 
überwiegend ruhig und geordnet verlaufen seien. Es zeuge auch von 
der politischen Reife und der Einsicht unserer Kreisbevölkerung, 
daß sie drei Viertel der bisherigen Bürgermeister wieder wählte 
und dies nach zwei schweren Jahren, in denen die Bürgermeister 
zwangsläufig auf oft schmerzliche Weise in persönliche und wirt 
schaftliche Sphäre der einzelnen Bürger eingreifen mussten. Daß 
die Wähler hier zwischen Amt und Person sicher zu unterscheiden wußte 
gereiche ihnen zur besonderen Ehre. - Landrat Heckmann übermittelte 
dem Kreistag sodann die erfreuliche Versicherung des Gouverneurs 
Coup de Erejac, daß die Militärregierung dem Kreisverband bei der 
Bewältigung seiner Aufgaben ihre vaständnisvolle Unterstützung zu 
teil werden lassen wolle. Der neue Gouverneur, welcher in loyaler 
und sympathischer Weise seines Amtes walte, habe schon bisher viel 
fältige Beweise seines Wohlwollens erbracht, wofür ihm der Vor 
sitzende auch vor dem Kreistag den wärmsten Dank abzustatten wün 
sche. - In der kürzlich verkündeten neuen Kreisordnung sei dem Kreis 
tag ein wertvolles Rüstzeug an die Hand gegeben. Dieses bedeutsame 
Gesetzeswerk schaffe wieder eine sichere Basis für eine echt demo 
kratische Kreisverwaltung, unter deren Organen dem Kreistag der 
erste Rang eingeräumt sei. Der Vorsitzende bat die Mitglieder des 
Kreistags, sich als Beauftragte des ganzen Kreises und nicht einer 
bestimmten Partei oder Berufsgruppe zu fühlen und auch die Interes 
sen derjenigen Teile der Bevölkerung zu vertreten, die auf Grund 
der letzten Wahl keine Abgeordneten in den Kreistag entsenden kenn-
	        
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