-z-
Eröffnunggansprache
des Vorsitzenden, Land.rat Heckaianii
Der Vorsitzende begrüßt die Mitglieder des neugewählten
Kreistags und beglückwünscht sie zu dem ehrenden Vertrauen, das
ihnen von der Kreisbevölkerung durch die Wahl bekundet worden sei.
Aus diesem Vertrauen dürften die Mitglieder den Mut und die Kraft
schöpfen zu der verantwortungsreichen Arbeit, die den Kreistag
in den nächsten 3 Jahren erwarte.
In seinen weiteren Ausführungen stellt der Vorsitzende
fest, daß man nach bald 4 Jahren noch immer am Anfang der Liqui
dation des Krieges stehe; es sei zu erwarten, daß die eigentlichen
Schwierigkeiten erst jetzt in Erscheinung treten werden. Trotz
dem dürfe gesagt werden, daß sich die Ernährungsläge nicht unwe
sentlich gebessert habe und daß auch die Entnahmen der Besatzungs
macht aus den einheimischen Erzeugnissen eine beträchtliche Min
derung erfahren habe. Der Vorsitzende streift die Auswirkungen
der Währungsreform sowie die Exportverhältnisse und gibt einen ge
drängten Überblick über die außen-und innenpolitische Lage, wobei
er besonders das in Vorbereitung befindliche Staatsgrundgesetz
und das Besatzungsstatut erwähnt. Ausführlich befaßt sich Landrat
Heckmann mit dem Ausgewiesenenproblem, das hauptsächlich ein Woh-
nungs-und Arbeitsbeschaffungsproblem sein werde, und teilt mit,daß
nach den bisherigen Informationen dem Kreis Biberach zu den bereits
vorhandenen 5000 Ausgewiesenen noch weitere 14000 Ausgewiesene aus
anderen Zonen zugeteilt werden sollen. Der zum Aufbau eines geord
neten Staatswesens unumgängliche Lastenausgleich stelle die größte
soziale Zwangsmaßnahme und die härteste Besitzsteuer dar, die je
erhoben wurde. Erfreulich sei, daß der größte Teil der Bauern
ihrer Ablieferungspflicht verantwortungsbewußt nachgekommen seien.
So seien von rund 9000 Tonnen Aufbringungssoll an Brotgetreide be
reits 78 abgeliefert worden. Auch die Milchablieferung sei in
letzter Zeit gut gewesen. - Als Aktivposten in der gegenwärtigen
Entwicklung dürften die jüngsten Kommunalwahlen gebucht werden,die
überwiegend ruhig und geordnet verlaufen seien. Es zeuge auch von
der politischen Reife und der Einsicht unserer Kreisbevölkerung,
daß sie drei Viertel der bisherigen Bürgermeister wieder wählte
und dies nach zwei schweren Jahren, in denen die Bürgermeister
zwangsläufig auf oft schmerzliche Weise in persönliche und wirt
schaftliche Sphäre der einzelnen Bürger eingreifen mussten. Daß
die Wähler hier zwischen Amt und Person sicher zu unterscheiden wußte
gereiche ihnen zur besonderen Ehre. - Landrat Heckmann übermittelte
dem Kreistag sodann die erfreuliche Versicherung des Gouverneurs
Coup de Erejac, daß die Militärregierung dem Kreisverband bei der
Bewältigung seiner Aufgaben ihre vaständnisvolle Unterstützung zu
teil werden lassen wolle. Der neue Gouverneur, welcher in loyaler
und sympathischer Weise seines Amtes walte, habe schon bisher viel
fältige Beweise seines Wohlwollens erbracht, wofür ihm der Vor
sitzende auch vor dem Kreistag den wärmsten Dank abzustatten wün
sche. - In der kürzlich verkündeten neuen Kreisordnung sei dem Kreis
tag ein wertvolles Rüstzeug an die Hand gegeben. Dieses bedeutsame
Gesetzeswerk schaffe wieder eine sichere Basis für eine echt demo
kratische Kreisverwaltung, unter deren Organen dem Kreistag der
erste Rang eingeräumt sei. Der Vorsitzende bat die Mitglieder des
Kreistags, sich als Beauftragte des ganzen Kreises und nicht einer
bestimmten Partei oder Berufsgruppe zu fühlen und auch die Interes
sen derjenigen Teile der Bevölkerung zu vertreten, die auf Grund
der letzten Wahl keine Abgeordneten in den Kreistag entsenden kenn-