Unser Vaterland werde erst dann wieder gesunden, wenn auf den drei,
für das Gemeinschaftsleben wichtigsten Gebieten, dem politischen,
dem wirtschaftlichen und sozialen Gebiet, befriedigende Zustände
erreicht sein werden. Je weiter man allerdings den Blick von unserem
friedlichen Kreise wegwende, desto weniger befriedigend seien die
Zustände, In diesem Zusammenhang dürfe jedoch mit Breude festgestellt
werden, daß das friedliche Verhältnis in unserem Kreise zwischen den
Parteien, wie ja auch zwischen den Konfessionen,sich musterhaft für
andere Gegenden und ersprießlich für uns selbst auswirke.
Staatspolitisch gesehen, sei immer noch das Auseinanderfallen des
alten Deutschland in zwei Teile zu beklagen, ohne greifbare Aussicht
auf Heilung der klaffenden Wunde,* und leider bemühe man sich auch
in unserem engeren Vaterlande schon seit Z Jahren vergeblich um eine
vernünftige Regelung der Grenzen zwischen den Staaten der Südwestecke,
die vor fast 150 Jahren durch politische Willkür gezogen worden seien,
Js müsse bedauert werden, daß kleinlicher Egoismus die Entscheidung,
die von der Bevölkerung dringend erstrebt werde, bis jetzt verhindert
habe. Freuen dürften wir uns aber darüber, daß seit der letzten
Sitzung des Kreistags eine gesetzgebende und regierende Gewalt wenig
stens für Westdeutschland entstanden sei. Wir dürften hoffen, daß
eine vertrauensvolle und uneigennützige Zusammenarbeit von Bund und
Landern sich auch auf das Verhältnis von Ländern, Kreisen und Gemeinde
ersprießlich auswirken werde.
Hit der Konstituierung der Bundesregierung in Bonn seien durch das
Inkrafttreten des Besatzungsstatuts die Rechte der Besatzungsmacht
und der deutschen Staatsgewalt abgegrenzt und der deutschen Regierung
wesentliche Hoheitsrechte zurückgegeben worden. Diese Stärkung'der
eigenen staatlichen Freiheit sei erfreulich und es dürfe in diesem
Zusammenhang auch festgestellt werden, daß das Verhältnis zwischen
den deutschen Behörden und den Vertretern der französischen Besatzung^
macht im Kreise ein gutes sei und daß die Besatzungsbehörde es sich
angelegen sein lasse, auch die deutschen Interessen nach Höflichkeit