14. März 1 P9 9 3S1
Auf den Antrag des Bezirksrats vom 20. Februar 1929 — § 104 — wird unter Bezugnahme
auf den Eintrag in den Rezeßbüchern bezw. Hauptbüchern
beschlossen:
Die fraglichen Rechnungen anzuerkennen und die Rechner zu entlasten.
§ 275.
Erweiterung des Bezirkskrankenhauses.
Der Vorsitzende referiert über den Stand der Frage der von der Amtsversammlung am 21. Juli
1927 — § 207 — beschlossenen Erweiterung des Bezirkskrankenhauses. Die Angelegenheit ist bis jetzt
über das Stadium der Vorarbeiten nicht hinausgekommen und war inzwischen wiederholt Gegenstand
der Verhandlung im Bezirksrat lBez.-Prot. § 93, 105). Für den geplanten Anbau an der Ostseite
des bisherigen Baues hat Oberamtsbaumeister Küchle Pläne und Kostenvoranschläge ausgearbeitet.
Hienach käme — in Abweichung von dem seinerzeitigen Projekt — ein Anbau von 22,50 m Länge
und 16,36 m Breite in Frage, wodurch den Bedürfnissen auf Jahrzehnte hinaus abgeholfen werden
könnte. Die Gesamtkosten des Bauwesens sind aus 255 000 RM. berechnet , worunter die Einrichtungs-
kosten teilweise einbegriffen sind. Für die weiteren"Tinrich^tüngs^ften sind noch etwa 45 000 RM. in
Rechnung zu nehmen. Die Ausführung dieses Bauwesens^ware" nach Ansicht der Bezirkskrankenhäus-
Verwaltung und auch des Bezirksrats ohne Inanspruchnahme von Amtskörperschaftsmitteln nur mög-M
lich, wenn durch ein zielbewußtes tatkräftiges Zusammenarbeiten aller Organe des Krankenhauses, in®i
erster Linie durch die Aerzte, eine gute Belegung gewährleistet ist. Die Erhöhung der Verpflegungs
sätze um 15—20 Prozent wird nicht zu umgehen sein.
Im Zusammenhang mit der Frage der Erweiterung kam im Bezirksrat auch die Arztfrage zur
Sprache, da von dem leitenden Arzt Dr. med. Bullinger die Aenderung des mit ihm abgeschlossenen
Vertrags und auch die Aenderung des derzeitigen Arztsystems in der Weise a ls notwendig erachtet
wird, daß die bestehende freie Arztwahl anfgehoben wird. Der Bezirksrat steht auf dem Standpunkt,
daß hievon die Ausführung des geplanten Bauwesens sehr stark beeinflußt wird. Er spricht sich grund
sätzlich gegen die Aenderung des bestehenden Arztsystems aus, ist jedoch der Ansicht, daß einzelnen der
von Dr. med. Bullinger bezüglich der Aufrechterhaltung der Ordnung und Disziplin im Krankenhaus
aufgestellten Forderungen eventl. ohne Vertragsänderung Rechnung getragen werden kann.
Eine Klärung hinsichtlich der Arztfrage konnte nicht herbeigeführt werden, weil Dr. med. Bul
linger sich nicht dazu bewegen ließ, eine befriedigende Erklärung hiezu abzugeben. Der Bezirksrat hält nach
Lage der Sache eine ausreichende Garantie für die Durchführung des projektierten Anbaus nicht ohne
weiteres für gegeben. Er hat am 6. ds. Mts. — § 105 — einstimmig beschlossen, das Projekt der
Amtsversammlung ohne Antrag zu unterbreiten. Er hält eine nochmalige Stellungnahme der Amts
versammlung auch im Hinblick auf die nach dem nun vorliegenden detailierten Kostenvoranschlag be
deutend erhöhte Bausumme für erforderlich.
Ueber das geplante Bauwesen hat im Dezember vor. Jrs. eine Besprechung mit dem Medizinal
referenten des Innenministeriums, Obermed.-Rat Dr. Gnant an Ort imd Stelle stattgefundeii. Das
Jnnenministeriuin hat die Pläne ohire Beanstandung geprüft.
Der Vo^sitzkude erachtet die Ausführung des Anbaus nach den vorliegenden.Plänen für eine )
No twendigkeit . Hiedurch könnten zweckmäßige und in räumlicher Hinsicht befriedigende Wirtschaft'
rärM^geschaMn und auch eine Vermehrung der Krankenzimmer erreicht werden. Boni finanziellen
Gesichtspunkt aus sei jedoch zu prüfen, ob die Ausführung ohne Inanspruchnahme von Zuschüssen
durch die Amtskörperschaft möglich sei.
Von Oberamtsbaumeister Küchle wird der Kostenvoranschlag erläutert.
✓ Bezirkskrankenhausverwalter Brunner hält den Erweiterungsbau nach den derzeitigen Belegnngs-
i / Verhältnissen und im Hinblick darauf, daß verschiedenen Mißständen unter allen Umständen abgehoben
< werden müsse, für u nbedingt, notwelidig. Er bespricht eingehend die fin anzie llen Ges ichtspun kte, insbe-
n sondere auch die gnmgr'tTT-’flteitfo^^ den Fall der Ausführung des "Bauwesens. Eine bessere
v Belegung des Krankenhauses sei erforderlich.
\\ Amtsversammlungsmitglied Fabrikant Kekeise n, Laupheim, tritt für die Ausführung des projek
tierten Anbaus ein. Das Krankenhaus sei primitiv eingerichtet, die Unterbringung des Dienstpersonals
sehr schlecht. Bei den vorliegenden Mißständen sei es unverantwortlich, eine Aenderung hinauszu
schieben. Auch mit Rücksicht auf die Konkurrenz von Ulin etc. sei eine wesentliche Verbesserung des
Krankenhauses anzustreben. Er wendet sich gegen ein Provisorium. Nach seiner Ansicht werde der
Anbau alles in Allein auf nicht mehr als 250 000 RM. zu stehen kommen.
Er stellt den Antrag:
Den Anbau an der Ostseite des Bezirkskrankenhauses nach dem von Oberamtsbaumeister Küchle
gefertigten Projekt zu erstellen.
Amtsversammlungsmitglied Scheffold, Laupheim, bekennt sich grundsätzlich als Freund eines
neuen Bezirkskrankenhauses, das auf der Höhe erstellt werden müßte. Dabei geht er davon aus, daß
ein Neubau in zwei bis drei Etappen ausgeführt würde. Auch er ist der Ansicht, daß der jetzige Zu
stand nicht belassen werden kann. Durch weitere Unterkellerung des jetzigen Baues könnten jedoch die
notwendigen Wirtschaftsräume geschaffen und eventl. auch noch ein besonderes Verwaltungsgebäude
, erstellt werden. Damit wäre den notwendigen Bedürfnissen abgeholfen.