Full text: Bezirksrats-Protokoll Laupheim 2.6.1928-10.11.1933

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§ 293. 
Ueberuahme -er Straße Wiblingen—Dietenheim auf -en Staat. 
Im Anschluß an die Beratung des Voranschlags der Amtskörperschaft für 1929 fomint folgendes 
zur Sprache: 
Die württ. Jllertalgemeinden zwischen Wiblingen und Dietenheim haben es von jeher als eine 
große unerträgliche Last empfunden, daß sie für diese linksufrige von Natur aus als Durchgangsstraße 
bestimmte Jllertalstraße die Unterhaltungslast selbst zn tragen haben, was umso unnatürlicher erscheint, 
als die Straße in ihrer Fortsetzung von Dietenheim nach Leutkirch und Biemmingen Staatsstraße 
geblieben ist. 
Weshalb der Staat seinerzeit am 1. Juli 1855 die Straßenstrecke Wiblingen—Dietenheim aus 
der Staatsunterhaltung herausgerissen hat, ist heute jedenfalls nicht verständlich. Von jeher wurde 
dieser Akt aber als lingerechtigkeit empfunden. Jetzt im Zeitalter des Autoverkehrs erscheint das 
Weiterbestehen des derzeitigen Zustands als direkte Unmöglichkeit. Denn der Verkehr zwischen dem 
württ. Unterland, Nürnberg und Ulin einerseits und dem Allgäu und dem Südeu andererseits, voll 
zieht sich, seit dem der Autoverkehr so stark überhand nimmt, zu einem erheblichen Teil jetzt auch auf 
der Straße Wiblingen—Dietenheim, umsomehr als in Wiblingen inzwischen eine neue Brücke über die 
Iller erstellt ist und die Strecke südlich von Dietenheim ja von jeher Staatsstraße geblieben ist. Da 
die Straße Wiblingen—Dietenheim nach Breite, Unterbau und teilweise auch nach den Steigungs 
verhaltnissen für einen gesteigerten Durchgangsautoverkehr völlig ungeeignet erscheint, muß diese Straße 
allmählich vollständig ruiniert werden und haben die Jllertalgemeinden, die durchweg unbemittelt sind und 
sehr hohe Gemeindeumlagen jetzt schon zu erheben gezwungen sind (teilweise bis 26 Prozent) keine 
Mittel, um die Straße in gutem Zustand zu erhalten, noch weniger, um die Straße modernen Grund 
sätzen entsprechend zu gestalten. An dieser Tatsache vermögen auch die bisherigen viel zu geringen 
Staatsbeiträge nichts zu ändern. Wenn irgendwo, so besteht hier ein dringendes Bedürfnis, daß der 
Staat den Mißgriff vom Jahre 1855 wieder rückgängig macht und die Straßenstrecke Wiblingen- 
Dietenheim wieder in Staatsunterhaltung übernimmt. Der Staat selbst sollte das allergrößte Interesse 
haben, daß der Verkehr, wenn er erst die Straße modernen Grundsätzen entsprechend gestaltet hat, 
von der bayerischen Jllertalseite sich noch mehr auf württ. Gebiet herüberzieht. Für einen großen 
Durchgangsverkehr, der teilweise jetzt schon festgestellt werden kann, wären auf der württ. Talseite dann 
alle Voraussetzungen gegeben. 
Aus den angeführten Gründen wird einstimmig 
beschlossen: 
Beini Württ. Innenministerium bezw. der Württ. Staatsregierung den Antrag zu stelleu, die 
Jllertalstraße Wiblingen—Dietenheim, welche bis zum Jahre 1855 vom Staat unterhalten worden 
ist, wieder in Staatsuuterhaltung zu übernehmen und in neuzeitlichem Sinne umzubauen bezw. zu 
verbessern nnd zwar mit Mitteln des Staates, weil die in schlechter finanzieller Lage befindlichen 
Jllertalgemeinden außer Stande sind, mit eigenen Mitteln sich dabei zu beteiligen. 
8 294. 
Verstaatlichung -es Katastervermessungswesens. 
Der Bezirksrat stellt an die Amtsversammlung unterm 18. Juli 1929 — § 174 — folgenden 
Antrag: 
Die Amtsversammlung wolle beschließen, beim Württ. Innenministerium die Verstaatlichung des 
Katastervermessungsniesens zu beautragen. 
Begründung: 
Die Amtskörperschaften haben von Anfang an nur widerwillig das Vermesfungswesen und die 
Anstellung der Geometer als Beamte der Körperschaft übernommen, davon ausgehend, daß es 
sich hier um ein staatliches Aufgabengebiet handle. Der Vermessungsdienst weist innerhalb des Landes 
insofern Verschiedenheiten auf, als die den Beamten zur Verfügung stehenden bisherigen Unterlagen 
sehr ungleichwertig sind und die Landesvermessung speziell im Oberland noch äußerst unvollkommen 
ist, vor allem weil große Gebiete wenig ertragreichen Landes, Moore, Streuwiesen und viele Feld 
marken heute unzureichend vermessen sind nnd wenige feste Vermessungsmarken aufweisen. Demzufolge 
erfordern die Vermesfungsarbeiten im Oberland auch bei Keinen und einfachen Anlässen häufig außer- 
ordeutlich zeitraubende Geometerarbeit und verursachen den Beteiligten oft ungewöhnlich hohe Gebühren, 
die zu manuigfachen Klagen hierüber Anlaß geben. Diesen Umständen entspricht auch die Belastung 
der Amtskörperschaft durch das Vermessuugsweseu. Es beträgt der Personalaufwand für die Oberamts- 
geometer und Vermessungstechniker 36918'RM., während an Vermessungsgebühren nur 26 400 RM. 
zurückfließeu. Es muß angenommen werden, daß in den besser vermesseuen'Laudesteileu die Gebühren
	        
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